Landesgeschichte Rheinland-Pfalz
In römischer Zeit gehörte der größte Teil des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz zum Imperium Romanum. Am Ende des 3. Jahrhunderts wurde Trier zum Amtssitz und zur Residenz römischer Kaiser. Um die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert drangen germanische Stämme über den Rhein und fielen in das römische Reich ein.
Der Untergang des römischen Reiches auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz wurde im Verlauf des 5. Jahrhunderts durch die Landnahme der Alemannen und Franken besiegelt. Den Franken gelang es zu Beginn des 6. Jahrhunderts, ihren Siedlungsraum auf das gesamte Gebiet auszudehnen, das nun zum Herrschaftsgebiet der fränkischen Könige gehört.
Im frühen und hohen Mittelalter bestimmte die Macht des Königtums. Ausgeübt wurde die Königsherrschaft im Reich von Pfalzen aus. Mit diesen Palästen waren Besitzungen verbunden, die eine bedeutende wirtschaftliche Funktion hatten. Doch entlang des Rheins wurde das Reichsgut nach und nach an eigenständige Herren übergeben. Daraus entwickelten sich allmählich unabhängige Territorien.
Die bedeutendsten Territorialherren auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz waren die drei Kurfürsten von Mainz, von Trier und der Pfalzgraf bei Rhein.
Das Amt des Erzbischofs von Mainz war seit der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts fest mit dem Amt des Reichserzkanzlers verbunden. Der Kurfürst von Mainz spielte eine erhebliche Rolle in der Politik des Heiligen Römischen Reiches. Die Mainzer Kirchenprovinz war daneben die größte nördlich der Alpen.
In Trier war es besonders der Erzbischof Balduin von Luxemburg (1307-1354), der die Macht seines Kurfürstentums ausbaute. Zum Ende des alten Reiches reichte das Territorium von Kurtrier von Südwesten nach Nordosten durch das heutige Rheinland-Pfalz. Aber auch andere geistliche Fürsten, wie die Bischöfe von Worms und Speyer, konnten bedeutende Territorien aufbauen. Aber auch die zahlreichen Klöster nahmen bald eine herausragende politische Stellung ein. Ihnen gelang es meist, gleichfalls große Landesherrschaften auszubilden.
Daneben existierten auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes viele bedeutende weltliche Territorien. So waren hier die Herzogtümer Pfalz-Simmer, Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Veldenz, das Herzogtum Luxemburg (zum Teil), die vordere und die hintere Grafschaft Sponheim, die Wild- und Rheingrafschaft, die Grafschaft Sayn, die Grafschaft Wied sowie die Herrschaft Arenberg begütert. Die Liste läßt sich jedoch noch weit fortsetzen.
Mit der Annahme des Luthertums durch den Pfälzischen Kurfürsten wurden große Teile des Bundeslandes Rheinland-Pfalz protestantisch. Mit der Annahme der böhmischen Königskrone durch Kurfürst Friedrich V., begann der dreißigjährige Krieg und damit auch eine große Verwüstung an Rhein und Mosel. Später brachte dann der Pfälzische Erbfolgekrieg 1689 neue Verheerungen mit sich.
Die französische Revolution führte auch in Deutschland, besonders im Rheinland, zu einem umfassenden Wandel der politischen Verhältnisse. 1792/1793 rückten französische Truppen bis zum Rhein vor. 1794 erfolgte dann die Besetzung des linksrheinischen Gebietes durch Frankreich, das eine reguläre französische Verwaltung einrichtete. Im Frieden von Lunéville wurde das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten. Die französische Herrschaft bewirkte eine völlige Neuordnung des gesamten öffentlichen Lebens. Auf dem linksrheinischen Teil des heutigen Bundeslandes wurden die Departements Rhein-Mosel, Saar und Donnersberg gebildet.
1806 wurde der Untergang des Heiligen Römischen Reiches besiegelt. Mit dem Reichsdeputationshauptschluß fielen die rechtsrheinischen Bezirke zum größten Teil an Nassau.
Nach der Rückeroberung der von Frankreich besetzten Landesteile durch alliierte Truppen im Zuge der Napoleonischen Kriege, wurde auf dem Wiener Kongreß das Land neu aufgeteilt. Die Pfalz fiel an Bayern, Rheinhessen kam
zu Hessen-Darmstadt, die rechtsrheinischen Gebiete behielt das Großherzogtum Nassau, mit Ausnahme der Landkreise Altenkirchen und Neuwied, die Preußen zugesprochen wurden. Daneben fielen Preußen die gesamten Rheinlande zu. Der Wiener Kongreß führte aber auch zur Bildung kleinerer Fürstentümer, wie etwa Lichtenberg, das Sachsen-Coburg-Gotha zugeteilt wurde, Meisenheim, zu Hessen-Homburg gehörend oder Birkenfeld, das zu Oldenburg gehörte.1816 wurde die neue preußische Rheinprovinz in Landkreise und Regierungsbezirke eingeteilt. Die preußischen Regierungsbezirke Koblenz und Trier werden eingerichtet. 1818 wurden in der bayerischen Pfalz zwölf Landkommissariate eingerichtet. 1822 wurden die zwei Oberpräsidialbezirke Jülich-Kleve-Berg und Niederrhein zum Oberpräsidium Rheinprovinz zusammengeschlossen. Sitz des Oberpräsidiums der Rheinprovinz, die sich von Kleve über Bad Kreuznach bis Saarbrücken erstreckte, wurde Koblenz.
1832 fand auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz das „Hambacher
Fest" statt, ein Vorbote der gescheiterten Revolution von 1848.
Die bisher nichtpreußischen Landesteile Lichtenberg und Meisenheim wurden 1834 beziehungsweise 1866 in die preußische Rheinprovinz eingegliedert.
Als Konsequenz des deutsch-österreichischen Krieges von 1866, in dem sich das Großherzogtum Nassau auf die Seite Österreichs gestellt hatte, wurden die nassauischen Gebiete durch Preußen annektiert. Während des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 wurde das Rheinland zum Aufmarschgebiet gegen Frankreich, ebenso 1914-1918. Als Folge des ersten Weltkrieges wurde 1920-1935 das Saargebiet zum erstenmal abgetreten.
Im Dritten Reich wurden die Gebiete des heutigen Rheinland-Pfalz von der NSDAP in den Gau Saarpfalz (später: Pfalz, Saarpfalz, Westmark), Gau Hessen-Nassau und Gau Moselland (bis 1942: Koblenz-Trier) eingeteilt. Das betraf die hergebrachte Verwaltungsgliederung allerdings nicht.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde 1946/47 das Land Rheinland-Pfalz aus den preußischen Regierungsbezirken Koblenz, Trier und Montabaur (frühere nassauischen Landesteile), der bayerischen Rheinpfalz und Regierungsbezirk Rheinhessen (früher Hessen). 1966-1969 wurde die kommunale Gebietsreform durchgeführt, in der eine Neueinteilung einiger Landkreise vorgenommen wurde. 1968 erfolgte dann auch eine Neugliederung auf der Bezirksebene. Bildung der Regierungsbezirke Koblenz (Zusammenschluß aus Koblenz und Montabaur), Trier und Rheinhessen-Pfalz mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße.
Mit der Neuordnung der Landesverwaltung im Jahre 2000 wurden die bisherigen Bezirksregierungen aufgelöst. An ihre Stelle traten die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz und die SGD Süd in Neustadt sowie die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier.